Dr. F. Krantz, Rheinisches Mineralien-Kontor
190 Jahre Krantz - das ist nicht nur das Alter eines heute in der fünften Generation geführten Familien - Unternehmens, sondern auch eines Geschäftszweiges ganz eigener Prägung - des Handels mit Mineralien, Fossilien und Gesteinen.
Trotz zahlreicher Umzüge und zweier Weltkriege, besitzen wir bis auf den heutigen Tag ein kleines vergilbtes Heft mit italienischen Sprachübungen, das aus der Hand von August Krantz die Aufschrift trägt: "Anfang des Mineralien Geschäftes von Krantz in Freiberg, den 14. Decr. 1833".
Als erste Kunden finden sich dann Krantz's ehemaliger Lehrer für Geognosie Prof. REICH sowie der bekannte Mineraloge Prof. BREITHAUPT.
Nach seiner Apothekenlehre sollte August Krantz die Apotheke seines Vaters übernehmen. Die benachbarten ertragreichen sächsischen Fundstellen boten dem jungen, zielstrebigen Mann ein weitaus aufregenderes Betätigungsfeld. Nicht nur, daß er sich hier eine eigene Sammlung anlegen konnte, er knüpfte darüber hinaus auch Verbindungen zu den Sammlern und Wissenschaftlern, die aus aller Welt kamen, um die reichen Erzgruben zu besuchen. Dabei mag sich mancher Tauschhandel ergeben haben, und schließlich die Idee zur Gründung eines Mineralien-Geschäfts entstanden sein. Wohl nicht zufällig fiel die Geschäftsgründung in eine Zeit, in der die ersten selbstständigen, mineralogischen und geologischen Institute an den Universitäten und Hochschulen gegründet wurden und gutes Anschauungsmaterial für den Unterricht gebrauchen konnten. August Krantz dagegen, der von Anfang an Geschäftsbeziehungen zu Sammlern und Instituten in ganz Europa unterhielt, konnte Fundstücke selbst aus entfernteren Regionen liefern. So ist es nicht verwunderlich, daß er bereits 1837 sein Geschäft nach Berlin verlegte.
Im Jahre 1850 verlegte August Krantz sein Mineralien-Geschäft nach Bonn. Eine Villa am Ufer des Rheins umgeben von Weinbergen und mit Blick auf das schöne Siebengebirge lädt die zahlreichen Besucher der Universität Bonn, unter Ihnen HUMBOLDT, BEYRICH und GEINITZ, zum Besuch und ungestörten Stöbern in den umfangreichen aus aller Welt zusammengetragenen Schätzen der Erde ein. Als August Krantz im Jahre 1872 stirbt, ist sein als Mineralien-Geschäft in Freiberg gegründetes Unternehmen ein Begriff in aller Welt. Zahlreiche Goldmedaillen auf Weltausstellungen und persönliche Empfehlungsschreiben namhafter Wissenschaftler honorieren die überaus gewissenhafte, verantwortungsbewußte und kreative Tätigkeit des Gründers.
Nach dem Tode von August Krantz und einer vorübergehenden Übernahme der Geschäfte durch seinen Schwiegersohn, Hauptmann a.D. Hoffmann, tritt 1888 der Neffe des Gründers: Friedrich Krantz die Nachfolge an. Sein besonderes Interesse galt der Kristallographie. Zusammen mit einem der bedeutendsten Mineralogen seiner Zeit, seinem Lehrer Prof. Dr. HINTZE, bringt er eine unüberschaubare Vielfalt von Holzkristallmodellen heraus. Es gibt wohl weltweit auch heute kaum ein mineralogisches Institut, das auf diese Lehrhilfe verzichten könnte. Mit Beginn des Ersten Weltkrieges brechen alle internationalen Verbindungen der Firma ab. Zwar kann Friedrich Krantz das Weiterbestehen der Firma durch die Kriegsjahre und die ersten Jahre der Nachkriegszeit retten, aber bereits 1926 stirbt er.
Nach dem allzu frühen Tode übernahm Frau Olga Krantz mit Unterstützung Ihres Neffen, Dr. Dr. Fritz Krantz die Weiterführung der Firma. Schwere politische und wirtschaftliche Krisen hemmten nun die Weiterentwicklung des hauptsächlich auf den wissenschaftlichen Bedarf eingestellten Unternehmens. Besonders während der Kriegsjahre war Olga Krantz oft zur recht eigenartigen Tauschgeschäften gezwungen: Stopfgarn gegen Seelilienkronen. 1948 starb Olga Krantz.
Dr. Fritz Krantz hatte nun die Aufgabe dem Unternehmen neuen Auftrieb zu geben und das Auslandsgeschäft wieder zu beleben, was ihm auch nach einer Auslandreise wieder gelang. Der in der Paläontologie tätige Geologe Dr. G. WANDEL fertigte mit großer Sachkenntnis und künstlerischem Geschick neue Rekonstruktionen von Schädelfunden und Lebensformen der wichtigsten Menschenvorfahren an. Sie sind selbst heute noch anerkannt und sind z.B. demnächst wieder im Bonner Landesmuseum zu sehen.
Nach dem Tod von Herrn Dr. Fritz Krantz im Jahre 1974 übernahm seine Tochter Frau Renate Krantz das Geschäft. Sie baute den internationalen Kontakt weiter aus, indem Sie an internationalen Messen in Amerika und Asien teilnahm. Zusätzlich wurde in ihrer Zeit der Vertrieb von geologischem Zubehör, wie Hammer - Lupe - Feldbuch bis hin zu Polier- und Sägemaschinen, sehr ausgeweitet. Nach dem Tod von Frau Renate Krantz 1995, übernahm die Schwester Frau Ursula Müller-Krantz das Geschäft, und führt es nun zusammen mit zweien ihrer vier Kinder.